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Mozart

W.A. Mozart:
Die Klaviertrios nach dem Autograph

Wiener Mozart Trio


Die neu erschiene CD aller Werke für das Klaviertrio von Wolfgang Amadeus Mozart basiert auf Jahrzehnten der Aufführungserfahrungen des Wiener Mozart Trio und den originalen Handschriften des Komponisten. Zum ersten Mal wurden alle Fehler in den gängigen Ausgaben korrigiert. Die Aufnahmen fanden im "Wavegarden" Studio in Niederösterreich zwischen Februar und April 2018 statt, erschienen ist das fertige Album als Doppel-CD im Herbst 2021 bei Gramola.

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Alternative Fassungen

In der Handschrift notierte Mozart teilweise alternative Spielweisen für eine Passage. Keine dieser "Ossia"-Versionen schaffte es je in eine Interpretation etablierter Ensembles. Auf der linken Seite sehen Sie a) und b) am Ende des E- Dur Klavier - Trio KV 542. Natürlich hat das Wiener Mozart Trio diese neuen Versionen alle in der Interpretation implementiert.

Dactylus hier, Appogiatura dort - und wie war das nochmals mit den Vorschlägen?

Auch nicht die sogenannten "Urtext"-Ausgaben respektierten Mozarts eigene Eintragungen. Sie erweiterten Dynamiken, änderten Artikulationsbögen - und ignorierten Mozarts differenzierte Schreibweise der Sechzehntel. Obwohl Mozart die Süd-Deutsche Schreibweise in den Vorschlagsnoten verwendete (und machmal doppelt durchstrich) finden wir immer nur Sechzehntelvorschläge gedruckt

Das Tafelklavier hat horizontale Saiten, die über den Hämmern diagonal im rechteckigen Gehäuse angeordnet sind. Die Klaviatur ist damit auf der langen  Seite, der Resonanzboden über einer Vertiefung entlang der kurzen Seite. Es wird verschiedentlich Silbermann und Frederici zugeschrieben und wurde von von Petzold und Babcock verbessert. Die überwältigende Popularität seiner Instrumente war auf die einfache Konstruktion und dem damit einhergehenden günstigen Preis zurückzuführen.

Seit  etwa zehn Jahren stehe ich gemeinsam mit meinen Eltern Irina und Diethard Auner regelmäßig in Europas wichtigsten Zentren der Kammermusik auf der Bühne. Das Wiener Mozart-Trio wurde 1991 gegründet, und, nomen est omen, spielte Mozarts Klaviertrios durchgehend in hunderten Konzerten auf der ganzen Welt.

Eines meiner letzten Aufnahmeprojekte, die CD "Dialog mit Mozart" (im Shop kaufen)  drei Sonaten für Klavier und Violine, welche gemeinsam mit dem britischen Pianisten Robin Green am  Salzburger Mozarteum aufgenommen wurden, widmeten sich bereits der Kammermusik Mozarts. Bereits damals verbrachten wir unzählige Stunden an der Bibliothek der Universität Mozarteum Salzburg, um die Handschriften zu kontrollieren - und mit den heute üblichen "Urtext"-Ausgaben von Bärenreiter und der "Neuen Mozart Ausgabe" zu vergleichen. Die Unterschiede zwischen Autograph, Erstdruck und NMA waren doch sehr deutlich, wir stellten uns sehr oft die Frage wieso unsere heute Spieltradition so weit von dem tatsächlich verfügbaren Text abweicht.

Einer der ersten Auffälligkeiten bei Autograph ist die abweichende Anordnung der Instrumente im Notensystem. Die Violine ganz oben, das Klavier in der Mitte - und das Cello erst unter dem Klavierpart. Warum wohl? Die Klaviere und Cembali zu Mozarts Zeiten waren sehr klein, Mozart selbst lies sein Instrument sehr oft transportieren. Dadurch spielte das Trio auch in einer anderen Sitzordnung, das Cello links - und die Violine rechts, wahrscheinlich stehend vorm Klavier. Aufgrund der kleinen Größe des Instruments fehlte es dem Klavier an einem starken Bassklang - das Cello wurde daher meist zur Verstärkung der linken Klavierhand eingesetzt.

Wir spielten einige Konzert im Museum für Musikinstrumente in Brüssel. Bevor die Sammlung in die neuen Ausstellungsräume (und die wertvollen Instrumente in Glaskästen verschwanden) waren wir eingeladen darauf zu spielen.

Das Hammerklavier war schon etwas ganz besonderes und teuer. Es hat lederbezogene Hämmer und dünne, cembaloartige Saiten. Es hat eine viel leichtere Gehäusekonstruktion als das moderne Klavier (abgesehen von späteren Beispielen aus dem frühen 19. Jhdt). Die Mechanik und Hämmer sind leichter, was zu einem viel leichteren Anschlag führt, der bei gut konstruierten Hammerflügeln auch sehr reaktionsschnell ist. Mozart schreibt seine Trios (je nachdem, wer den Auftrag gegeben hat und welches Instrument diese Person hatte) für "Pianoforte" oder "Cembalo".

Angesichts dieser Instrumentierung beantworten sich viele Fragen, die sich beim Betrachten der Handschriften stellen, bereits von selbst. z.B. warum Mozart manchmal keine Dynamiken schrieb. Ein Cembalo hatte nicht viele Möglichkeiten der Dynamik. Auch der Unterschied zwischen legato und getrennt gespielten Noten war fast nicht hörbar. Ich erinnere mich an meine Aufnahme der Violinsonaten, dass Mozart als Geiger sehr genaue Striche schrieb, die nicht, wenn nicht sogar unbedingt nicht, geändert werden sollten. Oftmals wiederholte er beim zweiten Mal einen Takt mit anderen Strichen als beim ersten Mal. Der ungewöhnliche Aufstrich auf der ersten Note eines zweiten Takts musste weniger betont werden als dieselbe Note im ersten Takt. Musikalische Periode; 1. Takt stark, 2. Takt leicht, 3. Takt stark (aber weniger als 1.) und 4. Takt der leichteste von allen.

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Wenn wir die Instrumente der damaligen Zeit betrachten, sollten wir die Trios nicht mit einem Hammerklavier, A= 421,6 Hz  mit Streichinstrumenten auf Darmsaiten usw. aufnehmen?

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Nun, wir könnten. Mit dem Ergebnis würden wir aber nicht zufrieden sein. Unserer Meinung nach kann ein guter Pianist viel bessere Legati und Phrasierungen sowie dynamische Unterschiede auf einem gut eingestellten modernen Flügel spielen als der beste Hammerklavierspieler - das Instrument wird zum Handicap. Stellen Sie sich vor, Sie bringen Mozart in unsere Zeit und lassen ihn einen neuen Bösendorfer, Fazioli oder Steinway - Flügel spielen. Wie würde seine Reaktion sein? Ich glaube, er würde sich sehr freuen, dass wir heute Instrumente zur Hand haben, die klanglich noch mehr Gefühle auslösen können, als er sich je erträumt hätte. Die Entwicklung des Klaviers vom Cembalo zum heutigen Konzertflügel basierte auf den Bedürfnissen der Komponisten und ihrer Werke. Im Ehrbar-Palais in Wien hängt ein Kupferstich an der Wand, ein Zitat von Franz Liszt; Er sagt, wie glücklich er ist, endlich ein Instrument gefunden zu haben, das ein volles Konzert aushalten kann. Interpretationstechnisch müssen wir die Originalinstrumentierung jedoch im Auge behalten, insbesondere wenn es um Phrasierung etc. geht.

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First print is sometimes available just digitally on the website of the nma, Neue Mozart Ausgabe

The famous library of the Mozarteum in Salzburg. All handwritings and first prints can be found here

At Mozarts time the stringed instruments used a hammerhead bow. I had the privilege to play several performances on Mozarts own bow.

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